Fabien Theofilakis

Deut­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne in Frank­reich

Am Ende des Krie­ges, im Jahr 1945, zählt man 12 Mil­lio­nen deut­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne in Eu­ro­pa. Die Hälf­te von ihnen wird von den Ame­ri­ka­nern ge­fan­gen ge­nom­men. Zwi­schen 700.000 und 800.000 deut­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne wer­den nach Frank­reich ge­schickt. Ende 1945 wer­den sie in 120 Lager in ganz Frank­reich un­ter­ge­bracht: den „dépôts“.

Ab 1946 wer­den um die 550.000 deut­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne au­ßer­halb der Lager in so­ge­nann­ten „kom­man­dos“ ein­ge­setzt – Rat­häu­ser, Kom­mu­nen oder auch Pri­vat­per­so­nen be­schäf­ti­gen die Deut­schen. „Das Ziel der fran­zö­si­schen Re­gie­rung ist eine ma­xi­ma­le Wirt­schaft­lich­keit und Pro­duk­ti­vi­tät der Ge­fan­ge­nen“, er­klärt Fa­bi­en Théofilak­is.

1947 fängt Frank­reich an, die ge­fan­ge­nen Sol­da­ten frei zu las­sen. Um diese Ar­beits­kraft von fast 600.000 Män­nern zu er­set­zen, wird der Sta­tus des „tra­vail­leur civil libre“ ins Leben ge­ru­fen. Er soll die Deut­schen dazu er­mu­ti­gen, in Frank­reich zu blei­ben. Zirka 137.000 deut­sche Ar­bei­ter neh­men die­ses An­ge­bot an. Unter ihnen blei­ben 30.000 bis 40.000 län­ger als zehn Jahre in Frank­reich.

Der junge und be­reits mehr­fach aus­ge­zeich­ne­te His­to­ri­ker Fa­bi­en Théofilak­is ver­fasst zwi­schen 2003 und 2010 seine Dok­tor­ar­beit über deut­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne in fran­zö­si­scher Hand. Er spricht mit 80 ehe­ma­li­gen deut­schen Ge­fan­ge­nen, die ihm ihre Ge­schich­te er­zäh­len. „Das war sehr be­we­gend, sie haben mich mit of­fe­nen Armen emp­fan­gen“, er­zählt er.