Von Séverine Le Droguène
Übersetzung: Séverine Le Droguène und Maïke Hansen
Foto: Séverine Le Droguène
Dieses Jahr wird das Erasmus Programm 25 Jahre alt: Die Franzosen und die Deutschen stehen sich dabei in nichts nach. Unsere Studenten sind eben die Meister der Mobilität. Für ein bis zwei Semester zieht die französische Kultur deutsche Studenten an, während sich Franzosen gern von der deutschen Fremdartigkeit verführen lassen. Französische Kommilitonen, bevor ihr euer Austauschsemester beginnt, lest bitte diese Ratschläge.
Frankreich ist das Erasmus-Land Nummer eins der deutschen Studenten. Wir Franzosen können das natürlich verstehen: renommierte Küche, azurblaue Küste und Paris, die Stadt der Liebe. Wenn man als Franzose mit dem Erasmus Programm nach Deutschland geht, fragt man sich selbstverständlich was man essen wird und wie man Vorlesung, die nur aus R-Z-W bestehen, verstehen soll. Aber auf keinen Fall ist es so „unerträglich“! Zwar ist Deutschland ganz anders als Frankreich, aber das Land Goethes hat auch viele Vorteile.
Zuerst müsst ihr wissen, dass das französische und das deutsche Hochschulsysteme sehr verschieden sind. Was mich anbetrifft, find ich jetzt das französische System recht sinnlos. In Deutschland ist man als Student keine Maschine, die nur sitzt, dem Professor zuhört und schreibt. Im Gegenteil dazu gibt es einen starken Austausch zwischen Studenten und Professoren an deutschen Universitäten. Dort entwickeln die Studenten aus Diskussionen heraus selbst die Inhalte ihrer Seminare. So ist das deutsche System bereichernder für die Studenten. Im ersten Moment ist es für einen französischen Erasmus-Studenten ungewohnt, sich aktiv im Seminar beteiligen zu müssen. Aber macht bloß nicht den Fehler ein Seminar nicht zu belegen, nur weil ihr Angst habt, euch äußern zu müssen. Das Erasmus-Jahr ist auch von Nutzen: zum Beispiel um neue Fächer zu entdecken, die ihr vielleicht nicht in Frankreich finden werdet. Und es ist möglich, dass ihr in euch ein Rednertalent entdeckt - ihr seid dann nicht mehr beim Sprechen zu stoppen. Trotzdem gibt es einen schwarzen Punkt: DIE ARBEIT. Ihr könnt nicht einen Kurs besuchen ohne die Texte, die Thema der Sitzung sind, gelesen zu haben. Wenn ihr die Texte nicht gelesen habt, langweilt ihr euch, weil ihr nichts über das Thema des Seminars wisst. Vergesst auch den Aufsatz und andere typische französische Übungen. Die deutschen Lehrer mögen Referate und Hausarbeiten (eine Forschungsarbeit von 15-16 Seiten.). Aber es gibt einen deutsche-französischen Brauch. Der Prüfungstress, der in Februar in die deutsche Universität an kommt. Lauft nicht Deutschland weg! Das Schulsystem ist nicht ein Hindernis für die Partys. Ihr braucht nur eine gute Einteilung.
Die Partys: es ist die zweite Facette eures Erasmus Austausch. Ihr werdet oft zu einer improvisierten Party durch einen glücklichen Zufall gehen. Wenn ihr in einem Studentenwohnheim, wie die meistens der internationalen Studenten lebt, könnt ihr die Vielfalt der verschiedenen Kulturen entdecken. Eine Paella, ein argentinisches Barbecue am zweiten Abend und eine Quiche Lorraine am dritten Abend, wenn ihr Frankreich ein bisschen vermisst. Eine einzige Regeln: Spaß haben! Alkohol (in Maßen genießen!) ist außerdem billiger in Deutschland. Ihr werdet mehr als ein hundert verschiedene Sorten Bier probieren. Achtung: der halbe Liter ist das typische deutsche Format. Wenn ihr weniger trinken wollt, solltet ihr auf Deutsch ein kleines Bier bestellen.
Ja! Auf Deutsch! Für viele Franzosen ist Deutsch eine Fremdsprache, die sie im "Lycée" zwei Stunde pro Woche lernen. Die meistens sind nicht bereit, den Alltag in Deutschland zu bewältigen. Keine Panik! Die Deutschen, die Französisch lernen haben auch Schwierigkeiten. Außerdem macht die Universität Anstrengungen, damit die Studenten nach Deutschland kommen wollen. Die einfachste Methode ist Kurse nur auf Englisch zu besuchen. Ihr könnt auch ein Tandem finden. Ein Tandem ist nämlich nicht nur ein Lehrer. Es ist auch ein Mensch, der eurer Sprache lernen will und, der seine Sprache unterrichtet. Diese Methode hat nur Vorteile: Erstens verbessert ihr eure Sprachkompetenz und andererseits können wir die deutschen Bräuche entdecken. Einer der deutschen Bräuche ist zum Beispiel das Nikolaus-Fest am 06.12. Die Deutschen schenken an diesem Tag Schook-Weihnachtsmänner und trinken Glühwein.
Zum Schluss ist der Ruf der deutschen Küche nicht nur ein Vorurteil, welches wir in Frankreich haben. Die Deutschen essen wenige Sachen, die ihr mögen könnt. Ihr könnt euch nicht gegen eine Currywurst oder einen Kebab auf der Straße von Berlin wehren. Trotzdem ist der ökologische Geist sehr wichtig in der deutschen Gesellschaft. Sie mögen so wie wir viel Gemüse und Obst essen.
Sind Eurokrise und Sparmaßen das Ende des deutsch-französischen universitären Austausches? Laut einer Vertreterin des DAAD (deutscher Akademischer Austausch Dienst) würden die Politiker der Gesellschaft Angst machen, wenn sie weniger in das Erasmus Programms investieren wollen. Diese Vertreterin bleibt nämlich positiv und glaubt an die Zukunft des Erasmus-Programms. Es bleibt für sie ein symbolischer Vorsprung des „europäischen Gedankens“ im Bereich der Bildung.
Deutschland ist sehr verschieden aber dennoch der engste Nachbar. Deshalb mein Fazit: ihr solltet Deutschland wählen, wenn ihr einen akademischen Austausch machen wollt. Das Land von Goethe und Kleist wird euch eine einzigartige und unvergessliche Erfahrung bieten. Doch bereitet eure Reise vor! Ihr werdet einen Kulturaustausch im Herzen Europas machen können. So können wir die deutsch-französische Freundschaft weiterleben lassen, die unsere politischen Vertreter seit 50 Jahren aufrechterhalten.